(Aktualisiert) USA: Boehringer Ingelheim geht mit ENaC-Inhibitor BI 1265162 in Phase 2

 

Update 10.01.2022: Wie die CFF nun berichtet hat, wurde die Studie aufgrund nicht erreichter Ziel-Schwellwerte vorzeitig abgebrochen.
Im Studienprotokoll war das Erreichen
– einer Mindestverbesserung in Form einer ppFEV1-Zunahme um 1,5% oder
– einer Mindestverbesserung in Form einer LCI-Abnahme um 0,3 Einheiten gefordert.

Stattdessen ergab sich selbst bei der höchsten Dosierung von 200 µg leider eine
– leichte ppFEV1-Abnahme von 0,1% (=Verschlechterung) sowie
– eine LCI-Zunahme um 0,8 Einheiten (=Verschlechterung).Obwohl insgesamt die Verträglichkeit gut war, gab ein:e Proband:in aufgrund von Beschwerden im Brustbereich die Teilnahme an der Studie vorzeitig auf, was leider als ein Signal dafür gewertet werden dürfte, die Dosierung zukünftig nicht noch höher anzusetzen.

Ursprüngliche Nachricht vom 22.08.2019: Boehringer Ingelheim lässt bei seinen ENaC-Inhibitoren nicht locker. Bei der Vorgängersubstanz BI 443651 konnte in Patientenstudien kein ausreichender Effekt auf Schleimtransport aus der Lunge und Lungenfunktion gezeigt werden.

Nun schickt der Hersteller in den USA mit Unterstützung der CFF mit BI 1265162 einen möglicherweise besseren Kandidaten in eine Phase-2-Studie an CF-Patienten.

Das Abstract P273 des Manuals zur diesjährigen ECSF in Liverpool hatte mit dem einfachen Satz „BI 1265162 zeigte sich potenter als BI 443651“ geendet. An anderer Stelle im gleichen Werk wurde durch entsprechende Untersuchungen die Vermutung aufgestellt, dass bisherige Versuche mit ENaC-Inhibitoren auch an zu geringer Dosis gescheitert sein könnten.

Die Inhalation mit ENaC-Inhibitoren wird schon seit Jahrzehnten untersucht. Begonnen hatte man mit Amilorid, das daran gescheitert war, dass die Einwirkdauer auf das Lungenepithel nach Inhalation einfach viel zu kurz war.

Der Reiz dieser Stoffklasse liegt darin, dass die Wirkung nichts mit dem CFTR-Kanal zu tun hat, damit unabhängig von CF-Mutationen wäre. Während CFTR-wirksame Medikamente sich darauf konzentrieren, die Chlorid-Ionen-Durchlässigkeit dieses Kanals zu erhöhen, gehen die ENaC-Inhibitoren den umgekehrten Weg: sie hemmen (=inhibieren) die Durchlässigkeit von Natrium-Ionen. Es liegt auf der Hand, dass dieses Verfahren dann bei allen CF-Mutationen funktionieren würde und sich sogar kombinieren ließe mit CFTR-Modulatoren.

Wie hier zu sehen ist, lässt der Hersteller an Gesunden Erwachsenen die stoffliche Toleranz von BI 1265162 in einer kleinen Studie ebenfalls nochmal prüfen.

Enterprise Therapeutics hat mit EDT001 ebenfalls einen ENaC-Inhibitor im Rennen (bis jetzt allerdings im vorklinischem Stadium), Spyrix Bioscience mit SPX-101 ebenfalls (Phase 2).

Quellen:

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