Desinfektion von Inhalationsteilen

Vaporisation muss sein

Die Hygiene der Inhalationsvernebler stellt bei CF eine der wichtigsten Hygienemaßnahmen dar. Der Reinigungsaufwand sollte möglichst zeitsparend und so einfach wie irgendwie möglich sein, ohne Einbußen aus hygienischer Sicht. Die derzeit beste Empfehlung zur Reinigung der Verneblerteile für die Inhalation lautet daher, die Teile nach manuellem Abwasch von Verunreinigungen und Medikamentenrückständen per Dampfdesinfektion zu vaporisieren.

Eine Studie* des Klinikum Wels-Grieskirchen und der Universitätsklinik Saint-Luc kam zu überraschenden Ergebnissen. Es wurden Verneblerteile mit CF-spezifischen Bakterien verunreinigt, wie etwa Pseudomonas aeruginosa, S. aureus und Mykobakterien.

Trocknen ist das Problem

Die Benutzung des Vaporisators (für zum Beispiel Babyflaschen) führte bei allen getesteten Geräten zur effektiven Abtötung der getesteten Bakterien. Das Wiederbesiedeln mit Keimen fand jedoch zu einem späteren Zeitpunkt statt, nämlich bei der Trocknung.

Bis 2013 hatte die Empfehlung für die optimale Inhalationshygiene gelautet, die Verneblerteile nach der Dampfdesinfektion im Vaporisator mit einem sauberen, fusselfreien, heiß gebügelten Baumwolltuch aktiv zu trocknen und erst dann wieder zu verwenden, wenn sie komplett durchgetrocknet waren. Die Zeitaufwand dieses Vorgangs beträgt übrigens rund 30 Minuten.

Viel weniger Keime OHNE Trocknung…

Die neuesten Studienergebnisse zeigten deutlich, dass es besser ist, die Verneblerteile (bis zu 24 Stunden) nass im Vaporisator liegen zu lassen, um eine Verkeimung auszuschließen.

…bestätigte sich im Patientenversuch

Im Jahr 2014 wurde die beschriebene neue Methode nach den Ergebnissen der Studie eingeführt und getestet: Die Patienten wurden informiert und begannen, die neue Methode zu üben, der Zeitaufwand beträgt etwa 5 Minuten.
Die Ergebnisse der Hygienekontrollen ab 2013 und ab 2015 wurden verglichen, um die Auswirkungen der Änderung der Desinfektionsverfahren in hygienischer Hinsicht zu validieren. Dazu standen die Daten von 29 Patienten aus den Jahren 2013 und 2015 zur Verfügung.

(Für Hartgesottene Leser:) Methode: Von jedem Vernebler wurde eine festgelegte Anzahl Abstriche genommen. Diese werden auf Columbia 5% Schafblut, Mac Conkey II und BCSA kultiviert. Agar werden nach 48h bei 37°C, BCSA zusätzlich nach fünf Tagen bei 32°C und wieder nach fünf Tagen bei Raumtemperatur abgelesen. Organismen werden durch MALDI-TOF bestimmt. Die Ergebnisse wurden dokumentiert und archiviert.

 

Die Ergebnisse:
7 von 29 Patienten hatten
2013: keine kritische bakterielle und Pilzkontamination.
und 2015: keine kritische bakterielle und Pilzkontamination an ihren Verneblern
= unverändert gut
2 von 29 Patienten hatten
2013: keine kritische bakterielle und Pilzkontamination.
aber 2015: kritische bakterielle und Pilzkontamination an ihren Verneblern
= Verschlechterung
17 (!!!!) von 29 Patienten hatten 2013: kritische bakterielle und Pilzkontamination.
aber 2015: keine kritische bakterielle und Pilzkontamination an ihren Verneblern
= deutliche Verbesserung

Die Anweisung

Grundsatz: nach der Desinfektion im Vaporisator oder Kochtopf werden die Teile nicht herausgenommen, sondern erst zur Inhalation.

Handhygiene!

Dabei ist es von höchster Wichtigkeit, die Inhalatorteile nur mit desinfizierten Händen zu berühren, weil Bakterien sich auf feuchte Oberflächen leichter übertragen lassen. Also Hände vorher desinfizieren oder wenigstens gut waschen und mit einem Einmalhandtuch trocknen. Nie ein schon verwendetes, noch so sauber aussehendes Küchentuch/Handtuch dafür verwenden! Die Inhalationsteile werden noch feucht verwendet. Als logische Konsequenz leitet sich ab, nicht viele Inhaletten auf Vorrat gleichzeitig zu verwenden.

Wenn man nun etwa 1 Mal täglich alle Inhalationsteile abwäscht, aber direkt vor der Inhalation die für die jeweilige Inhalation notwendigen Teile frisch vaporisiert, ist man auf der sicheren Seite. Die Verkeimungsgefahr außerhalb des Vaporisators wäre zu groß, dies zeigten ja die Ergebnisse o.g. Studie.

Variante 1 (keine anhaftenden Medikamente): Direkt nach der Inhalation die Teile des Inhalators abspülen, vaporisieren und bei der nächsten Inhalation mit desinfizierten Händen feucht entnehmen. Der Zeitbedarf  beträgt 7-10 Minuten und schon kann es losgehen. Energiekosten: 3-4 ct. pro Vaporisation! Inhalette vor Befüllen mit Medikament etwas abkühlen lassen.

Variante 2 (zum Beispiel bei anhaftenden Medikamenten): Abends alle Teile in einer leichten Spülmittel-Lauge einweichen, kurz abspülen und zwischenlagern. Kurz vor der Inhalation die benötigten Teile vaporisieren, mit desinfizierten Händen entnehmen und (etwa auf der Deckelinnenseite des Vaporisators oder der Innenseite eines frischen Einmaltuchs/“Zewa“-Tuchs) zusammensetzen.

Welcher Vaporisator?

Besonders erwähnt werden sollte auch, dass grundsätzlich alle getesteten Vaporisatoren (Avent, NUK, auch die älteren Modelle von Petra) gut geeignet sind, lediglich das Gerät von Mamajoo, welches eine Trocknungsfunktion besitzt, kann nicht empfohlen werden. Das Gerät saugt die Luft von außen an und verunreinigt die sterilen Verneblerteile.

Nochmal: Handhygiene!

Dienen obige Maßnahmen im Vergleich zum vorherigen Regime wirklich der Patientengesundheit? Die Hände müssen jedenfalls desinfiziert sein, damit man nicht mit Tropfen an der Inhalette Keime in die Verneblerkammer befördert. Beim Inhalieren bildet man eine Straße feinster Tröpfchen, die Keime an die tiefsten Stellen der Lunge befördern könnten. Das muss einem immer bewusst sein. Aus diesem Grund sind hygienische Hände auch an einer trockenen Inhalette gefordert.

Welches Wasser?

Zum Abspülen reicht Leitungswasser. Gleiches gilt für Vaporisieren oder Auskochen im Topf. Verkalken die verwendeten Geräte schnell, kann man gelegentlich mit etwas Essig(essenz) oder Zitronensäure entkalken. Manche streuen auch ein paar Körner Zitronensäurepulver in den Topf oder Vaporisator bei jedem Desinfektionsvorgang.

Eine sichere Alternative kann dann noch „Wasser für Injektionszwecke“ sein, wenn man auf Entkalken verzichten möchte, das ist aber sehr teuer.

Ganz naheliegend ist auch ein preisgünstiges „Mineral“wasser mit einem niedrigen Anteil an Mineralien. In Deutschland gibt es etwa in Brandenburg das Wasser „Bad Liebenwerda“ mit einem Gesamtmineralgehalt von 88mg/l. Deutschlandweit gibt es das Volvic (häufig auch in Sonderangeboten) mit 136mg/l Gesamtmineralien. Siehe Wasser-Liste oder Mineralienrechner. In Österreich findet sich auf der Seite Wassertest „LebensQuell“ mit einem Gesamtmineralanteil von nur 49mg/l!

Kein „Destilliertes“ Wasser

Der erfahrene CF-Patient Jörg Zimmermann rät von „destilliertem“ Wasser unter Bezug auf diese Quelle etwa aus Baumärkten oder Drogerien ab. Der Begriff ist hier missverständlich verwendet, da es nicht im Destillationsverfahren hergestellt wurde. Diese Flüssigkeiten können bakterielle Endotoxine enthalten, die extrem hitzestabil sind (erst nach 5h bei 200°C würden sie als sicher entfernt gelten!) und die Inhaletten kontaminieren könnten. Sie stehen im Verdacht, Entzündungsprozesse zu fördern. Selbst „gereinigtes Wasser“ darf noch Endotoxine enthalten, nur bei Wasser für Injektionszwecke ist ein Gehalt an Bakterien-Endotoxine von unter 0,25 I.E./ml vorgeschrieben!

Jörg Zimmermann weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sauerstoffpflichtige Personen „Baumarktwasser“ keinesfalls zur Anfeuchtung von Sauerstoff verwenden sollten – auch wenn das O2-Lieferanten gerne mal leichtfertig empfehlen.

Hintergrundinformationen

Mukoviszidose_AG Anforderungen an die Hygiene

Cf-Ambulanz UK Tübingen: Inhalationshygiene bei CF (Stand 02/2018)

Stellungnahme der Firma Pari gegenüber dem DCFH zur Thematik

 

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*https://www.dcfh.de/wordpress/wp-content/uploads/2018/06/2016_06_11_Poster_Vap_II_v6_Rigler-Hohenwarter.pdf

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